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Seattle 2001Reisetagebuch
 

Und hier ist er - der neue Urlaubsreport. Er besteht aus meinen elektronischen Tagebucheinträgen, die ich während der Zeit relativ regelmässig jeden Abend in mein Notebook getippt habe...

Seattle 2001

Als mein Bruder und meine Schwägerin mich Anfang des Jahres eingeladen hatten, sie zu besuchen, gab es nur ein Problem: Wann? - Irgendwie haben wir es dann hinbekommen, in unseren Terminkalendern den Juni herauszufinden - ich ließ dafür immerhin den Kirchentag flöten und habe meine Diplomarbeit mitgenommen, die ich auf meinem Notebook weiterschreibe...

01.06. | 16:03 PT

Was für eine Reise.

Angefangen hat alles mit einer viel zu kurzen Nacht am 31. Mai 2001. Immer wieder, als ich gerade einschlafen wollte, fuhr ich wieder hoch, da mir noch etwas wichtiges eingefallen war, was ich noch einpacken musste. Um 6:00 Uhr stand ich dann auf, um mich mit meinem Mitbewohner kurz um die Dusche zu streiten (er gewann, da er kurz vor sechs schon drunter war) und dann mit einer Zitronenbuttermilch als Frühstück mich auch schon auf den Weg nach Maschen zu machen.

Dort wartete schon meine Mutter auf mich. Ich stellte das Auto auf dem Hof des Ladens meiner Eltern ab und fuhr mit ihr zum Flughafen, wo ich schnell einchecken konnte, und dann viel zu lange noch dort vertrödeln konnte. Irgendwann ging mir dann auch der Fehler auf: Ich hatte gelesen, dass man zwei Stunden vor internationalen Flügen da sein sollte. Allerdings flog ich zwar in die USA, aber vorher erstmal nach London, wo ich einen kurzen Zwischenstopp haben sollte.

Irgendwann hoben wir dann doch letztlich ab, um erstmal in ein kräftiges Gewitter zu kommen. Habt ihr schon mal erlebt, dass ein Blitz in ein Flugzeug eingeschlagen ist? Ich kann mich jedenfalls dazuzählen, da die Tür zum Cockpit aufstand und ich plötzlich einen lauten Knall hörte und im selben Moment ein - na ja mir fällt irgendwie kein besseres Wort ein - Blitz auf der Pilotenseite des Cockpits aufblitzen sah. Sehr imposant, das kann ich schon behaupten. Aber die Piloten hat es gar nicht beeindruckt...

In London hatten wir ca. 15 Minuten Verspätung, die sich in einer ziemlich aufgeregten Jagd durch die Terminals nach dem Anschlussflieger bemerkbar machten. Ich kam aber gerade noch Pünktlich zum Boarden, und hatte sogar noch kurz Zeit für die Toilette am Boden.

Der Flieger nach Seattle hatte nicht ganz so viel Beinfreiheit wie der nach London, aber dennoch war es eigentlich nicht so unbequem wie beispielsweise der Ferienflieger nach Fuerteventura. Es gab immerhin sogar guten, britischen Tee mit Milch (statt dieser elenden Kaffeesahne) und das Essen war auch recht nett ("Indian Curry Chicken with Rice").

Zwei Filme liefen, "The Wedding Planer" und "AntiThrust". Beide hatte ich vorher noch nicht gesehen, und den ersten konnte ich dann auch so gut wie nicht sehen. Denn mitten im Film wurde das Essen serviert (welch grandiose Planung!). Dann wurde es irgendwann wieder eingesammelt als der Kapitän das Bitte-Anschnallen-Zeichen anmachte und vor ein paar kleinen (!) Turbulenzen warnte. Er hatte kräftig untertrieben, die Turbulenzen setzten gerade ein, nachdem der Servierwagen an mir vorbei war. Sie waren heftig - der Flieger machte einige nette Ausfallschritte (insofern ein Flugzeug das kann) und als Krönung konnten wir einige Sekunden freien Fall geniessen. Dass mein Magen dies verkraftet hat, rechne ich ihm hoch an.

Sehr viel weniger Glück hatten die Passagiere, deren Essen noch nicht eingesammelt worden war...

Danach war erstmal vor den Toiletten eine sehr lange Schlange. Den zweiten Film konnte ich dann schon eher geniessen und irgendwann nach 9,5 Stunden waren wir dann auch im Landeanflug auf Seattle. Ich begang den Fehler mich als "Kraut" (also als Deutschen) zu outen, weswegen ich von den umsitzenden Passagieren eine lange Einführung in die Sightseeing-Wunder von Seattle geniessen durfte - beim Landeanflug konnte man auch gut Space-Needle und Co. entdecken.

Bei der Einwanderungskontrolle kam ich tatsächlich - als letzter dran. Endlich durch wartete ich dann auf meinen Koffer - und er kam nicht. Irgendwann entdeckte ich dann endlich eine mehr oder weniger freundliche Dame, die mir die frohe Mitteilung machte, dass mein Koffer in London nicht mit auf das Flugzeug gekommen wäre (na großartig!). Ich musste also so durch den Zoll und durfte später noch im "Baggage Claim" mich mit einer immerhin recht freundlichen Dame unterhalten, der ich mein Gepäckstück beschreiben durfte (wisst ihr etwa auswendig, welche Farbe Euer Koffer hat?).

Irgendwann kam ich dann endlich raus zu meiner Schwägerin, die im Parkverbot auf mich wartete. Wir fuhren erstmal zum Einkaufen, da ich nicht sehr viel länger in den durchgeschwitzten Klamotten versauern wollte, immerhin $75 will mir British Airways nachher zurückerstatten.

Abends hielt ich dann doch noch recht lange durch, aber irgendwann war ich dann auch froh im Bett zu sein, und schlief etwa 10 Stunden erstmal durch.

Nun bin ich also in Seattle...

So richtig bin ich noch gar nicht wieder wach. Aber das ist ja wohl eher normal, denke ich. Immerhin 9 Stunden Zeitunterschied schlauchen halt doch irgendwie.

Nach einem netten Frühstück (Cracklin Oat Bran mit Bananenscheiben und Milch) habe ich erstmal die Fernsehwelt der USA durch Zappen entdecken können. Und sehne mich nach den Werbeunterbrechungen von Deutschland, denn dort hat man noch wenigstens die Chance, zwischendurch etwas von dem Kontext des Filmes mitzubekommen.

Auch hat mein Notebook den Transfer gut überlebt (ich hatte es nicht im Koffer, sondern im Handgepäck - Uff!). Der gequetschte Adapterstecker funktioniert, und ich bin auch schon wieder im Internet...

Von Seattle habe ich bisher noch nicht so viel gesehen. Da meine Jacke sich noch im Koffer befindet und es draußen heute eher ungemütlich ist und regnet, beziehe ich erstmal Stellung im Haus.

Ein Anruf beim "Baggage Service" von British Airways ergab wenig Hoffnung: Mein Koffer wäre nicht auf dem Flug heute mitgekommen - oder sie hätten eine neue Nummer vergeben müssen, da das alte Lable abgefallen wäre. Ich soll es gegen 17:30 Uhr nochmal versuchen. Ob das was wird?

03.06. | 01:17 PT

Natürlich nicht. Erst kam ich nicht durch, und dann habe ich eine nichtssagende Auskunft nach der Marke: "Wir melden uns in einer halben Stunde wieder, dann wissen wir genaueres".

Immerhin haben sie sich wieder gemeldet. Allerdings fast anderthalb Stunden später. Mein Koffer sei irrtümlich nach Birmingham geliefert worden, von dort würde aber weder ein Flug nach Seattle noch nach London gehen, weswegen er an Bord einer KLM-Maschine nach Amsterdam weitergeleitet worden sei. Dort sei er aber dann doch nicht an Bord gekommen. Sie würden sich einen Tag später wieder melden...

Ich konnte weitere $75 für Klamotten ausgeben, und wir sind nett essen gewesen in einen American Grill. Ich hatte durchwachsene Lemon Grass Chicken - klang leckerer als es dann war. Aber dafür war in den Kartoffelbrei Schale. Am Abend starteten wir dann mit dem Videomarathon. Auf meiner Bitte hin, mir das Finale von Star Trek Voyager aufzunehmen, wurde ich dazu "gezwungen", auch einige andere Serien mir anzusehen, die auf der Videokassette noch warteten. Unter anderen "Ally McBeal" und "Dark Angel". Sehr nett, ich freue mich schon darauf, wenn es denn mal den Weg nach Deutschland machen sollte. Nachts konnte ich dann noch beim Zappen auf eine mir neue Folge (es waren hier aber Wiederholungen) von Farscape treffen.

Ich war zwar der letzte, der eingeschlafen ist, aber auch der erste, der mit seinem noch nicht ganz verdauten Jetlag wieder wach war.

Wir genossen ein sehr nettes und ausgedehntes Frühstück mit unterschiedlichsten Zutaten. Es sollte noch den größten Teil des Tages reichen. Nach einem netten Anruf von British Airways (Update: Mein Koffer sei nun doch in London aufgetaucht, und würde morgen geliefert werden - und ja, ich könne weitere $75 ausgeben) machten wir uns am Nachmittag dann zu einem Factory Outlet Storepark auf. Neben den besagten dritten $75 auszugeben, kaufte ich mir noch von meinem Geld einen neuen JanSport-Rucksack. Sehr klasses Teil, eigentlich hatte ich nach Sneakern geguckt, aber dieser Rucksack hatte es mir einfach angetan.

Snoqualmie FallsEin Besuch an den Snoqualmie Wasserfällen war ein weiteres, sehr imposantes Happening. Die Natur hier ist doch wunderschön, das muss ich auch als Wüstenfan ohne weiteres zugeben. Wir haben einige Bilder geschossen, von denen ich auch irgendwann nachher eine Auswahl ins Netz stellen werde.

Das Abendessen fand bei einem Thailänder statt. Sehr lecker, auch wenn ich plötzlich in meinen Nudeln Tofu hatte, das ich wegen des pilzig-pelzigen Geschmack nicht so sehr liebe.

Abends konnte ich dann endlich meiner Schwägerin und meinem Bruder "Bohnanza" beibringen. Sie kamen schnell rein, und ich denke, es hat ihnen Spaß gebracht.

03.06. | 23:26 PT

Während wir ein weiteres ausgedehntes Frühstück mit saftigen Pink-Grapefruits (lecker!) genossen, rief British Airways an. Mein Koffer sei mittlerweile in Frankfurt (!) und würde mit Lufthansa morgen zu uns kommen. Ich weiß so langsam nicht mehr, was ich glauben soll, aber immerhin melden sie sich immer noch...

Den Nachmittag sind wir dann in ein Einkaufszentrum gefahren, wo mein Bruder und meine Schwägerin nach Mobiltelefonen Ausschau halten wollten, und ich auf jedem Fall in den "Wizards of the Coast"-Rollenspielladen gehen wollte. Ich fand leider nicht den "Dungeon's Masters Screen", den ich mir anschauen wollte, aber dafür habe ich einige andere nette Sachen gesehen, wobei ich mich aber stark zurückhalten musste.

Unterdessen hatten meine beiden Verwandten sich entschlossen, ein Cellular Mobiltelefon für eine Stunde auszuleihen, um zu testen, wie der Empfang in Queen Anne's (der Stadtteil von Seattle, in dem sie wohnen) wäre. Wir fuhren also zurück, testeten und waren nicht zufrieden. Wieder zurück in der Mall, gaben sie es zurück und wollten sich dann noch das Cellphone von VoiceStream ansehen. Ich stöberte gerade in einem CD-Shop, als meine Schwägerin mir mitteilte, dass sie auch hier ein weiteres Mobiltelefon noch erstmal ausprobieren wollten, und ob ich nicht die Stunde hier in der Mall verbringen wolle.

Ich hatte also genug Zeit, um unter anderen in einem "As You Seen on TV"-Shop zu gucken - ich entdeckte aber nichts allzu spannendes, das Interessanteste war vielleicht noch ein Furzkissen mit Funk-Fernbedienung (yep! too good to be true!) - und verbrachte den Rest der Zeit mit Bummeln im klassischten Sinne.

Bei einem Versuch noch ein paar Turnschuhe zu finden wurde ich auch diesmal nicht fündig - dafür mein Bruder. Sie hatten mittlerweile sich auch für die Cellphones von VoiceStream entschieden - die hatten zwar die schlechteren Vertragskonditionen aber dafür einen weit bessereren Empfang. Essen wollten wir eigentlich in einem China-Restaurant, doch 1 1/4 Stunden Wartezeit war uns zu lang, weswegen wir dann SpareRibs in Bellevue genossen. Sehr lecker war vor allem der Maiskolben...

Am Abend daddelten sie dann lange an ihren neuen Phones herum, so dass wir letztlich nicht zu einer weiteren Spielerunde kamen. Alles in allen aber ein netter Tag.

04.06. | 23:16 PT

Seltsamer Tag. Natürlich war mein Koffer immer noch in Frankfurt oder so (was immerhin neue Turnschuhe bedeutete).

Da das Wetter allerdings noch ziemlich gut war, in den nächsten Tagen aber nur mit Regen zu rechnen sein soll, wollte ich heute auf das Touristenziel Nummer Eins in Seattle: die Space Needle. Ein wunderbarer Rundumblick erwartete uns, jedoch war das Wetter nicht gut genug, dass auch Mount Rainier zu entdecken war. Dennoch half es mir sehr, mich geographisch zu orientieren.

Danach klapperten wir noch ein paar andere Touristenziele ab, in Fremont konnten wir leider nicht ins alte Gaswerk, da es immernoch wegen Aufräumarbeiten bereits seit November geschlossen war. Aber wir besuchten den Troll (ein großes Beton-Kunstwerk unter einer Autobahnbrücke, dass einen richtigen alten Käfer in der linken Klaue zerquetscht), die Lenin-Statue (passt irgendwie gar nicht richtig hierher...), das Zentrum des Universums (ein Wegweiser, der alles wichtige anzeigt - jedenfalls aus Fremonter Sicht) und die Menschen an der Bushaltestelle vor dem Adobe-Gebäude (ebenfalls Statuen aus Beton).

Beim Einkaufen (irgendwie machen wir das hier jeden Tag) passierte mir dann ein Unfall. Ungewollt kam ich beim Anprobieren eines Turnschuhes wegen eines in ihm vergessenen Füllpapiers aus dem Gleichgewicht und schrammte mir beim Hinfallen den Kopf über dem linken Ohr an. Leicht benommen konnte ich mich aber wieder aufraffen, und feststellen, dass die Schuhe sogar passten. Und nein - ich werde den Laden nicht verklagen, auch wenn das wohl hier in den USA so Sitte ist...

Am Nachmittag habe ich mich dann erstmal hingelegt. Aber mittlerweile geht es mir eigentlich wieder ganz gut, ich habe nur eine dicke Beule übrig...

Der Abend bestand aus Essen (Paprika mit Hack-Reis-Zwiebel-Champignon-Petersilie-Füllung) und zwei Bohnanza-Runden, zu denen ich von meinen Verwandten förmlich getrieben worden bin. Sie hat wohl das Bohnanza-Fieber gepackt... ;-)

05.06. | 23:49 PT

Postkarten-Tag. Ich habe heute 14 geschafft zu schreiben. Wenn es ein Problem an einem großen Freudeskreis gibt, dann dieses. Nicht, dass ich es nicht jedem einzelnen gönnen würde, aber es ist einfach soviel Schreibkram, und das ist etwas, was im heutigen Computerzeitalter doch nicht mehr zeitgemäß ist, oder? - Obwohl, auf der anderen Seite freue ich mich auch immer, wenn ich eine Karte von Freunden bekomme. Also muss ich da wohl durch.

Mein Koffer ist immer noch nicht da. Mittlerweile hat meine Schwägerin, die in solchen Sachen doch etwas energischer als ich ist, auch dort angerufen - aber auch nichts Neues erreichen können. Morgen wollen wir dort vorbeifahren und persönlich Stress machen, falls er immer noch nicht da sein sollte...

Und wir haben uns das Finale von Voyager angesehen - besser gesagt ansehen wollen. Leider hat der Videorecorder nur die zweite Stunde davon aufgenommen. Und davon waren wir alle wohl eher gesagt ziemlich enttäuscht. Sorry, ich will hier niemanden die Spannung verderben, daher schreibe ich hier keine weitere Kritik, aber wenn, wäre sie vernichtend!

06.06. | 23:17 PT

Heute morgen rief wieder mal British Airways an. Doch diesmal eine positive Nachricht - mein Koffer sei unterwegs, und würde noch heute abend geliefert werden. Irgendwie habe ich es nicht gleich geblaubt, aber ich konnte eigentlich keinen Haken erkennen, also ließ ich es auf mich zukommen.

Auch meine Schwägerin glaubte dem Frieden erstmal nicht. Den Nachmittag verbrachte ich dann mit schreiben an meiner Diplomarbeit. Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich vorankam, aber irgendwie muss es ja weitergehen.

Mitten im Abendessen rief dann der Lieferdienst von British Airways an - sie würden meinen Koffer in 15 Minuten anliefern. Nach 15 Minuten rief er wieder an - er hatte sich verfahren. Mein Bruder half ihn mit einer Anfahrtsbeschreibung - und tatsächlich: es war mein Koffer. Und soweit ich es bisher beurteilen kann, hat auch alles die Strapazen überstanden - bis auf der Koffer selbst: er hat ein Rad verloren...

07.06. | 23:12 PT

Mittags sind wir dann erstmal British Airways besuchen gefahren. Ich bekam die $300 ausgezahlt und für den Koffer haben wir einen Reparaturgutschein erhalten - den wir aber wohl nicht einlösen werden, da es den Aufwand nicht unbedingt lohnt. Aber immerhin ist all der Streß vorrüber (Uff!!!).

Danach gönnten meine Schwägerin und ich uns einen netten Tag am Strand. Ja, Seattle liegt zwar im Landesinneren, aber hat tatsächlich einen eigenen Strand. Ok, das ist nicht ganz richtig - eigentlich macht der Pazifik hier einen kleinen Bogen in das Land hinein, und dadurch ist Seattle tatsächlich rund um viele einzelne Seen herumgebaut.

Am Alki-Beach genossen wir einen sehr sonnigen Tag, hatten Lunch in einer Bakery mit frischen Cinnemon-Rolls (leckere fettige Zimt-Rollen mit Zuckerglasur, die hier extrem beliebt sind). Danach habe ich endlich meine 20 Postkarten losbekommen, wann sie ihren Weg an die Leser machen wird, kann ich aber noch nicht sagen. Die Briefmarken hier sind übrigens zum Aufkleben - eigentlich recht praktisch, aber verursacht doch einiges an Müll, dafür aber keine klebrige Zunge.

08.06. | 23:49 PT

Die machen hier doch tatsächlich Werbung für einen tollen neuen Einweg-Teller, den man mehrmals benutzen kann und wieder abwaschen kann. - Ja, ich habe das Ganze auch nicht so richtig verstanden...

Heute war mal wieder Shopping-Tag angesagt, und ich habe im "Wizards of the Coast"-Shop mir den "Dungeon Master's Screen" und das "Forgotten Realm Campaign Setting" angeschafft - ich konnte einfach nicht wiederstehen. Bei einer Unterhaltung mit einer Angestellten kamen wir auf das Thema Spielemarkt Deutschland zu sprechen - sie mochte gar nicht glauben, dass wir mittlerweile unzählig viele Ergänzungen zu dem "Siedler von Catan"-Spiel haben...

Übrigens gibt es hier eine Kette von Cinnamon-Roll-Läden: Cinnebon. Die haben von Fett nur so triefende Rolls - aber einfach nur lecker!!! Aber wenn man einen geschafft hat, ist man erstmal für den Rest des Tages voll...

10.06. | 02:21 PT

Lange Ausschlafen ist etwas nettes. Ein ausgedehntes Frühstück ebenso.

Nachdem beides erfolgreich durchgeführt war, ging es erstmal ans Putzen. Und erst danach in einen Park, in dem wir einen netten kleinen Spaziergang rund um den Lake Washington genießen konnten.

Den Abend sind meine Schwägerin und mein Bruder noch auf eine Housewarming-Party, während ich die Zeit nutzte, ein kleines Stück weiter an meiner Diplomarbeit zu basteln...

Alles in allem also ein netter, einfacher, kleiner Tag. Gute Nacht Seattle, ich muss jetzt schlafen!

12.06. | 00:05 PT

Ich weiß, ich habe einen Tag vergessen, Tagebuch zu schreiben. Zieht es mir vom Gehalt ab!

Sonntag waren wir jedenfalls nach einem abermals ausgedehnten Frühstück im Kino. "Codeword: Swordfish" mit John Travolta, Halle Berry und Hugh Jackman. Netter Popcorn-Action-Streifen ohne viel Substanz aber mit vielen Explosionen. Mir fiel auf, dass das Kinopublikum hier anders reagiert. Sieht man in Deutschland im Kino eine atemberaubende Szene, in welcher der Held fast getötet wird, steht uns nur der Mund offen, eventuell fürchten wir mit. Den Amis rutschen aber auf jedem Fall noch ein paar Worte wie "Wow!" oder "What an explosion!" raus...

Abends stellte ich dann verblüfft fest, dass wir etwas gar nicht mitbekommen hatten: Ein Erdbeben! - Jepp, um 6:00 Uhr früh gab es südlich von Seattle ein 5.0-auf-der-Richter-Skala Erdbeben. Es soll etwas gewackelt haben, aber die meisten Seattler haben einfach weitergeschlafen - so auch wir. Das Erdbeben fand weit unten statt. Aber es war immerhin mein Erstes!

Public Market CenterMontag bin ich dann auf eigene Faust nach Downtown Seattle mit dem Bus gefahren. Natürlich habe ich Dussel die Karte vergessen gehabt, so dass ich mich erstmal nach Gefühl orientieren musste, bis ich dann an einem der Piers am Hafen einen Ersatz aufgetrieben hatte. Recht lange Zeit verbrachte ich im Public Market Center, einer Anhäufung von vielen kleinen Sparten-Geschäften, die anderswo schon längst verdrängt worden wären. Ich kam mir vor wie in einer Dimension, die Anteile von Covent Garden in London mit dem Hamburger Fischmarkt vermengte. So flogen hier plötzlich Fische durch die Luft, einige Touristen bettelten gerade zu die Händler an, für sie Fische zu werfen.

Nach einiger weiterer Zeit Bummeln in Downtown entschloss ich mich auf Grund des nicht gerade so angenehmen Wetters doch etwas früher wieder den Bus nach Queen Anne zu nehmen. Die Meterologen sagten nachher in den TV-Nachrichten, dass es an diesem Tag einen historischen Regenfall-Hochstand in Seattle gegeben hätte. Nachdem ich den ersten Express-Bus natürlich um ein Haar verpasst hatte, konnte ich dann mit dem langsameren normalen Bus fahren. Busfahren ist hier in Seattle innerhalb von Downtown umsonst. Daher bezahlt man, wenn man aus Downtown heraus fährt erst beim Verlassen des Busses den Pauschalpreis von $1-$1,25 - letzteres in den Stoßzeiten.

Abends war meine Schwägerin auf einen Bridge-Kurs, so dass ich zusammen mit meinem Bruder in einem japanischen Restaurant in der Nähe gegessen habe. Sehr lecker.

Etwas später lief der deutsche Film "Bandits" im Sundance Channel im TV. Auch wenn die englischen Untertitel bisweilen sich mit den deutschen Redewendungen recht schwer taten, war es doch recht nett, dass ein solcher Film auch den Weg ins amerikanische Fernsehen findet - wenn er zugegebenermassen auch auf einen Independent Filmkanal lief. Übrigens zeigten sie einen Directors Cut, der in einigen Punkten etwas von der Fassung, die sie in Deutschland gezeigt hatten, abwich.

13.06. | 00:20 PT

Es musste ja so kommen. Als ich heute morgen aufwachte fühlte ich mich schlapp - und später war mir klar: Ich hatte eine Erkältung! Eigentlich wollte ich ja heute noch mal nach Downtown fahren, doch dies in Anbetracht entschloss ich mich dann doch, lieber zuhause zu bleiben. Am Nachmittag habe ich sogar für ein paar Stunden geschlafen.

Abends hatten wir uns dann mit zwei Freunden zum Spielen verabredet. Sie lernten "Ligretto" und "Zoff im Zoo", ich lernte dagegen eine sehr nette Variante von "Mahjong" kennen. Netter Abend - bis auf die Tatsache, dass ich einen Faux-Pas begang, auf dem mich meine Schwägerin netterweise aufmerksam machte: Im Gegensatz zum Deutschen, wo man durchaus ein paar Schimpfwörter im normalen Sprachgebraucht einfach so dahin gesagt, muss man hier doch mehr auf seine Wortwahl achten. Sh*t!

Nun liege ich also hier auf dem Bett, und bin eigentlich sogar wegen der Extra-Stunden Schlaf noch einigermassen fit. Mal sehen, was das Amerikanische-Kabelfernsehen um diese Zeit noch so zu bieten hat...

13.06. | 23:49 PT

Am Morgen sah es noch so aus, als könnte das Wetter jeden Moment umschlagen (jemand aus der Region Hamburg kann soetwas recht gut einschätzen). Dennoch wurde es ein sehr sonniger Tag, mit entsprechenden Temperaturen. Komischerweise meldete sich mein Schnupfen von Gestern heute nicht mehr (eigentlich recht seltsam, oder?).

Den Tag verbrachte ich abermals in Downtown Seattle. Nachdem ich ein paar Bilder geschossen hatte, die ich am Montag wegen der vergessenen Kamera nicht machen konnte, wollte ich mit dem Bus nach Pioneer Square fahren. Ich war schon auf der richtigen Linie meiner Meinung nach, aber sicherheitshalber fragte ich den Busfahrer noch einmal. Der guckte mich etwas blöd an, meinte aber, dass er dort hin fahren würde. Und tatsächlich: Eine (!) Station weiter war bereits Pioneer Square. Ich sollte künftig besser Karten lesen, die Strecke hätte ich zu Fuss fast genauso schnell geschafft, wie ich an der Bushaltestelle gewartet hatte.

Häuptling SeattleAm Pioneer Square gibt es eine Führung durch "Seattle Underground". Alle, die nicht an Geschichte interessiert sind, können jetzt ruhig diesen Absatz überspringen - aber es ist eigentlich recht interessant! Das historische Seattle wurde 1851 am Alki Point Beach von einen David Denny gegründet. Doch erst Dr. David Maynard machte mit einem Handel mit den Dennys den Weg für viele weitere Siedler bereit, und die Siedlung bekam den Namen eines befreundeten Indianer Häuptlings - Seattle. Die Siedlung florierte, doch gab es ein großes, stinkendes Problem: Die Abwässer. Mit der Erfindung der Spül-Toilette, schien man das Problem etwas in den Griff zu bekommen, doch man hatte sich in einem entscheidenen Punkt geirrt - rund um dem Pioneers Square war der Level einfach zu niedrig, als dass ein einfaches Abwassersystem aus ausgehöhlten Baumstämmen (!) diesem Herr werden könnte. Immer bei Flut kam es regelmäßig zu Aufstauungen, und Seattle ging bald der Ruf voraus, eine Meile von See aus zu riechen zu sein... 1889 wurde Seattle von einem verheerenden Feuer heimgesucht. Beinahe die gesamte Downtown-Stadt verbrandte, doch man war relativ gut versichert - und man hatte dadurch nun eine Chance, etwas am System zu ändern. Man wollte von den Hügeln Erdmaterial abtragen und im Tal aufhäufen, so dass der Höhenunterschied ausgeglichener werden würde. Doch dieser ebenso simple, wie genialer Plan hatte ein großes Problem: Die Sache hätte nach Schätzungen gut 7 bis 10 Jahre gedauert. So verviel man auf einen anderen Plan. Man baute die Häuser wieder auf, um dem recht florierenden Geschäftsleben wieder auf die Sprünge zu helfen, aber trug dennoch die Straßen immer weiter höher, so dass die eigentlichen Erdgeschosse, bald gut 14 Fuss unterhalb der Straßen lagen. Behelfsmäßig konnte man durch Leitern zu den Eingängen der Geschäften eines Straßenblocks vordringen, doch zum Überqueren der Straße war diese Lösung auf Dauer zu unbequem, so dass man bald einfach aus dem ersten Stock das Erdgeschoss machte. Die "Keller" ließ man größtenteils unbenutzt, aber durch diese führte nun ein neues Kanalisationssystem, dass einen genügenden Winkel aufwies, damit die Abwässer ins Meer fließen konnten.

Nach ein wenig weiteren Shopping kehrte ich gegen 17:30 PT wieder zuhause ein. Auf dem Tisch fand ich einen Zettel, dass wir heute abend zusammen Essen gehen würden. Ich nahm eine lange Dusche und irgendwann konnte ich dann ein sehr leckeres Rib-Eye-Steak in einem australischen Steak-House geniessen. Auch hier gibt es also Fosters...

Den Rest des Abends verbrachten wir alle mit unterschiedlichen Projekten - mein Bruder musste noch etwas Arbeit nachholen, meine Schwägerin nutzte die Zeit um weiter Bridge zu lernen und ich arbeitete noch etwas an meiner Diplomarbeit weiter. Na ja, wenigstens ein kleines bisschen...

15.06. | 00:05 PT

Ok, es war ein langweiliger Tag eigentlich. Immerhin habe ich nun doch etwas mehr an meiner Diplomarbeit arbeiten können, und den Abschnitt "Geländespiele" weit vorangetrieben. So langsam ist mein deskriptiver Spielebereich gut gefüllt...

Orca-Schwein mitten in SeattleDer Rest des Tages bestand aus einem kleinen Spaziergang und Supermarkt-Einkauf (Thriftway, Queen Anne) am Mittag, sowie am Abend aus dem dritten, letzten und Abschiedsgeschenk. Ja, wieder ein Spiel: Nach "Ligretto" und "Zoff im Zoo" gab es "Rage". Des weiteren hatte ich auch schon bereits in den letzten Tage die Spiele "Set" und "Bohnanza", die ich ihnen bereits vor einiger Zeit geschenkt hatte, nun endlich erklärt gehabt...

Zum Abendessen holten wir uns Teriyaki-Chicken. Das kennt in Deutschland wohl keiner, an sich ist es einfach Hühnchen, eingelegt in eine Sesam-Soja-Sosse (an der wohl auch noch einige weitere Gewürze einen Anteil haben) zu Reis oder Nudeln. Sehr lecker, und hier in etwa so beliebt, wie bei uns Currywurst oder Döner.

Ach ja, und dann war noch etwas. Ich habe doch tatsächlich noch zu allem Überfluss etwas gewonnen. Bei einer "Mountain Dew"-Flasche war in der Kappe urplötzlich ein Gewinn: "10$ off any 50$ product of Footlockers". Ich hatte ursprünglich vor, mir ein paar Turnschuhe hier zu kaufen. Die hatte dann "freundlicherweise" British Airways finanziert. Nun wird also noch ein weiteres Paar subventioniert...

16.06. | 01:08 PT

In der Southcenter Mall kannte ich mich ja schon etwas aus, aber ich musste doch schon etwas suchen, bevor ich Footlocker gefunden hatte. Anstelle von den Bedingungen auf der Flasche, dass Sale-Items ausgeschlossen wären, waren sie es dann doch nicht. Es wäre ohnehin recht schwierig geworden, sonst was zu finden - etwa dreiviertel des Shops war on sale. So habe ich aber ein neues Paar Nike-Sneakers gefunden...

Nach gemeinsamen Kochen und Essen und der Season-Premiere von "Farscape", fuhren wir dann noch spontan zu Tower Records, CDs kaufen. Ich habe zwar die eine oder andere entdeckt, aber mir war es einfach zu teuer. $15,99 zzgl. 8% Sales-Tax bedeuten beim derzeitigen Dollar-Kurs fast DM40,- für eine CD, die ich in Deutschland für ca. 30,- DM bekommen würde! Ja, das Leben in den USA ist ziemlich teuer zur Zeit!

17.06. | 01:26 PT

Irgendwie hatte ich heute doch mal wieder Heuschnupfen - jedenfalls fühlte ich mich den ganzen Tag über ziemlich groggy.

Batik Basar / Freemont FairDennoch war es nett. Wir waren auf der Freemont Fair - ein bunter Markt im Künstlerviertel von Seattle. Es gab wirklich alles: Von den obligatorischen Plumps-Klos, unzähligen Ständen mit Batik-Sachen und Räucherstäbchen über Kunsthandwerk bis zu politischen Ständen - in allen Richtungen. So gab es einen überzeugten Veganerstand, einen Stand von Vietnam-Veteranen aber auch einen Stand von Scientology. Interessanter waren da doch noch die typisch amerikanischen Eigenschaften - wo sonst auf der Welt kann man auf einem Volksfest mit einer Kreditkarte bezahlen, und selbst für die Stände, wo dies nicht ging, war gesorgt: Es gab tatsächlich einen mobilen Geldautomaten, der rege genutzt wurde...

Abends haben wir dann uns richtige Burger gegrillt - ach halt, dann sind es ja nach der Aussage der Werbung hier Whopper, oder? Nachdem wir uns auf kein Fernsehprogramm einigen konnten, sind wir kurzerhand noch zu "Blockbuster" - einer Videothek - gegangen, und haben uns "Crouching Tiger - Hidden Dragon" als DVD ausgeliehen.

Da meine Verwandten jedoch keinen DVD-Spieler besitzen (so häufig leihen sie sich keine aus), musste mein Bruder sein Apple Powerbook an den Fernseher anschließen. Eigentlich kein so großes Problem, aber es weigerte sich, damit zu arbeiten. Nach einer dreiviertel Stunde intensiver Konfigurationsarbeit gelang es uns, dank des entscheidenen Tipps aus dem Internet dann doch den Film zu sehen - mit mehreren Unterbrechungen allerdings, da mal der Ton falsch war, mal das Powerbook sich in den Stromsparmodus schaltete oder um Punkt 00:00 Uhr seine Festplatte indizieren wollte. Dennoch ein imposanter Streifen, der mich irgendwie an die Augsburger Puppenkiste erinnerte...

18.06. | 00:05 PT

Der Sonntag war ziemlich schnell um. Nachdem wir lange ausgeschlafen hatten und einen ausführlichen Frühstück, trafen wir uns mit den zwei Freunden vor dem Kino, um eine Aufführung von "Der Krieger und die Kaiserin" im Rahmen des Seattle International Film Festival (kurz: SIFF) gezeigt wurde. Ich kannte den Film bereits schon und konnte daher ein paar Sachen feststellen, die mich etwas irritiert haben. So wurde der Filmtitel mit "The Princess and the Warrior" übersetzt. Eigentlich wäre "Kaiserin" auf Englisch "Emperess" und auch die Reihenfolge im Titel war geändert. Gut, kaum einer in den USA hätte wohl die Verbindung zwischen der Titelheldin "Sissi" und dem Begriff "Kaiserin" verstanden, aber die Änderung der Reihenfolge ist doch schon weniger zu verstehen. Dennoch kam der Film allgemein gut beim Publikum an (immerhin hatte hier Tykwers anderer Film "Lola rennt" vor zwei Jahren gewonnen) und es gab zum Ende Applaus. Mich machte aber auch stutzig, dass in der Version zumindestens eine Szene herausgeschnitten worden war: Am Ende des Films wird eigentlich das Alter Ego von Bodo von Walter mit dem Bus abgeholt - dies fehlte in dieser Fassung komplett.

Nach einem interessanten Essen beim Mongolen (schreibt man das so?), bei dem man sich das All-you-can-eat-Essen aus einzelnen Komponenten selbst zusammenstellt und das dann auf einer heißen Herdplatte von den Köchen zubereitet wird, spielten wir noch später ein wenig. Der Versuch, "Bohnanza" ihren Freunden beizubringen scheiterte relativ, "Zoff im Zoo" kam jedoch abermals wieder gut an.

Den kurzen Rest des Abend redeten wir noch lange, immerhin war es mein letzter...

21.06. | 01:01 CET

So, jetzt bin ich also wieder zurück. Nein, mein Koffer ist diesmal spontan gleich auf dem Förderband in Hamburg erschienen, aber ich sollte besser chronologisch vorgehen:

Den Morgen versuchte ich erstmal angestrengt, die Massen von Sachen in dem Koffer und dem Rucksack unterzubringen. Ich staunte selber, dass ich es dann irgendwann geschafft habe. Nach einem schnellen Lunch beim Thailänder verabschiedeten mein Bruder und ich uns, da er am Nachmittag ein Meeting hatte. Meine Schwägerin konnte mich aber zum Flughafen bringen, auf der Fahrt dahin konnte ich dann doch tatsächlich zum ersten Mal in der Ferne den Mt. Rainier sehen, der sich unwirklich am Horizont nach oben streckte. Gegen 16:00 Uhr war ich dann aber beim Anstehen vor dem British Airways Check-In alleine. Meine Angst, dass der Koffer zu schwer sei und ich Strafgebühren zahlen müsste, wurde von einer netten Angestellten aus der Welt geschafft: Kurz nachdem ich den Koffer auf die Waage gestellt hatte, wollte sie schnell nach draussen und stellte meinen Koffer kurzerhand zu sich nach vorne auf dem Boden, wodurch der Waagevorgang überbrückt war.

Downtown Seattle, von der Space Needle aus fotografiertIrgendwann war ich dann beim richtigen Terminal gelandet, und nach einem letzten Besuch auf den Örtlichkeiten und ewig langer Durchsagen, konnte ich dann tatsächlich die Boeing 747 besteigen. Diesmal hatte ich einen Fensterplatz, so dass ich beim Start den Flug über Downtown Seattle, der Space Needle und Queen Anne noch mal die Hauptregionen meines Aufenthalts sehen konnte - ein letzter Abschiedsgruss sozusagen.

Das Bordvideoprogramm war für einen Nachtflug ideal zusammengestellt - so langweilig, dass es sich nicht lohnte, wach zu bleiben. Allerdings habe ich auch die ganze Zeit es nicht geschafft einzuschlafen - ich wunderte mich zum einen, dass es einfach draussen nicht dunkel wurde, bis mir dann aufging, dass wir ja über Grönland flogen, und dort Mittsommer war, und die Sonne einfach nicht unterging - zum anderen war es einfach viel zu unbequem, trotz Nachtbrille und Oropax. Irgendwann schlummerte ich dann aber doch noch so gerade ein - als schon das Frühstück serviert worden ist...

In London musste ich von Terminal 4 zum Terminal 1 fahren. Das konkrete Gate sollte erst noch bekanntgegeben werden. Eine Art Trick, damit sich die Menschen länger in den zentralen Shopping-Arkaden aufenthalten. Doch diesmal überstrapazierten sie dies - erst etwa 20 Minuten vor Start gaben sie auf den Monitoren und in kaum zu verstehender Ansage bekannt, welches Gate denn nun das richtige war, mit dem Hinweis: "Bitte beeilen sie sich, dies ist der letzte Aufruf" - nett, wenn der letzte auch der erste ist! Gehetzt kamen wir an Bord, um dann vom Captain zu hören, dass wir uns um etwa 20 Minuten verspäten würden...

Endlich in Hamburg gelandet - kam mein Koffer tatsächlich auch. Ich hatte fast anderes befürchtet. Na ja, meine Mutter holte mich ab, im Laden meiner Eltern konnte ich dann in mein eigenes Auto steigen und nach Lüneburg fahren. Zum Abendessen holte ich mir bei McDonalds etwas raus. Mir fiel doch eine Sache stark auf - ich war es einfach schon zu gewöhnt, dass man mit dem Kassierer in einem Geschäft einen Small-Talk führt. Doch beim Personal von McDonalds stiess ich damit auf Granit...

In meiner WG angekommen, traf mich fast der Schlag: Sie war absolut verkommen. Ok, zwei meiner Mitbewohner waren gerade beim Ausziehen, aber sie hatten alles Zeug einfach quer in der WG verteilt. Und diese war vielleicht dreckig! Ok, sie ist gewöhnlich nicht ein Musterbeispiel an Hygiene, wie es wohl meine Mutter verlangen würde, aber einen gewissen Standard hatten wir doch. Erbosst beschwerte ich mich bei allen Mitbewohnern, welche die Schuld an diesem Chaos kategorisch reihum auf andere verteilten...

Ich hielt mich mit einem ausgedehnten Telefonat noch eine Weile wach, bevor ich gegen 22:30 Uhr endlich wieder einpennte, und bis am nächsten Morgen gegen 11:00 aufwachte.

Nach einem ersten Einkauf - ich hatte der Erdbeer-Start in der Region wohl verpasst und deckte mich erstmal mit welchen ein - nahmen mein noch verweilender Mitbewohner und ich erstmal den Großkampf gegen diesen Dreckstall auf...

Fazit

Seattle ist eine grossartige Stadt. Mir gefiel vor allem die Tatsache, dass die Menschen kulturell aus allen Himmelsrichtungen zusammenströmen und daher eine Atmosphäre herrscht, die schon fast eher wieder europäisch geprägt ist - es sind auf Seattles Strassen bestimmt mehr alte Volkswagen Käfer unterwegs als auf Hamburgs. Eine andere Sache, die mich erst irritierte war die kreative Verkehrsführung: Eine Schnellstraße ("Alaskan Way Viaduct" mitten durch Downtown) auf Pfeilern zu bauen ist eine Sache, die unterschiedlichen Spuren aber übereinander anzubringen ist schon faszinierend. Und dann gibt es fast alles hier: Atemberaubende wilde Natur, Sandstrand mitten in der Stadt, Berge auf denen man im Sommer noch Skifahren könnte und ein absolut unberechenbares Wetter...

Auf jedem Fall möchte ich meinem Bruder und meiner Schwägerin noch mal großen Dank für die grosszügige Einladung sagen - es waren zweieinhalb grandiose Wochen!